Eines Morgens, als die Sonne gerade unterging, passierte mich ein Zug. Es war der letzte Zug vorm Schach-Matt. Im Vordergrund spritzte stinkende Musik aus den Boxen der Stereoanlage. Diese grauslichen Töne brachten mich dazu, mein gerade gegessenes Butterbrot wieder auszuwerfen, sodaß es besser gewesen wäre, wenn ich mich vorher schon vor den vorbeifahrenden Zug geworfen hätte. Ich dachte mir: "I bi da Kinigl im Schach!" und beschloß etwas.

Also fuhr ich in eine bisher nicht bekannte Musikrichtung (Nord-Nord-Osten) meines untertanen Öster-Reiches und wählte aus den dort ansässigen Woidfeiken die glorreichsten Sechs aus, um mein Land von den Seuchen wie Computer-, Schunkelmusik und Schrumpf-Tata zu befreien und meinem Volk die eigenständige Kultur und Sprache zurückzugeben.

Ich dachte nicht viel nach und sprach dabei:

 

Hawe d’Ehre, es schrägn Hawara! Find i echt steu, daß grod es Gföhler mit eichan söwagschnitztn Woidviatl-Kudlmudl-Rock mir höfts, daß meine Leitln wieda uandli redn und gscheide Liadln hean.

Hochdeutsch: Grüß Gott, Ihr 6 wunderbaren Musiker! Ich danke Euch inbrünstig, daß Ihr aus Gföhl gekommen seid, um mir mit Eurem Kuddel-Muddel-Rock zu helfen, meinem Volk seine Sprache und seine Eigenständigkeit wiederzugeben.

Heast MOTSCHI, vazupf di mid deina Bossqittar und hau di min ROH-MÄN und sein Zeigl auf a Packl zaum und daun prackt’s den Bauanscheankn an gscheitn Rütmus in d’Waumpm.
Und nun MOTSCHI, nimm Deine Baßgitarre und tue Dich mit ROH-MÄN und seinem Schlagzeug zusammen und gebt meinem Volk den Rhythmus.
 

Oida! SCHITZL, zu dem olle Schitzl song, reiß au de Glaumpfm, daß’s eana in Dreg aus de Uan wixt.

 

Du SCHITZL, befreie mein Volk mit Deiner Gitarre von Frust und Unlust. 

 

BIG FETT MAMA, faung aussa dein Fotzhowe und howe da an owa.

 

ÖRWEIN, besser bekannt als BIG FETT MAMA, nimm Deine Mundharmonika und hilf den anderen besonders beim Bluesen.

 

Geh‘ N.D.B. wos bistn du fia a Browokazion? Druck eana mit dein Xangl a boa so oage Wuchtln eine, daß eana a Ochtl in d’Wäsch geht!

N.D.B., Du als Schwarm aller Frauen, gib meinem Volk mit Deinem Lärchengesang seine Sprache zurück.

Jössas, do föht goa nu a wengal wos Geiles  nem de 5 sexy graupatn Hund auf da Bühne! Oiso, MARINAD, geh’s au, vagenußzwergl es Mikro und drisch in de Tastn, sodaß’s eana original de Gluxa aussadrugd.

MARINAD, stoße zu ihnen und unterstütze sie mit wohlklingendem Gesang und anmutenden Bewegungen. Streichle bitte dabei das Keyboard.

Jetzt sogn ma MOLOCH zu eich und scho zuckn de Leit aus. Wißz eh, wos i maan: De lossn’s Haundwagal foan.

Ab heute sollt Ihr MOLOCH heißen und das Volk wird Euch lieben.

 

So sprach ich und so war es, weil ja ich der König war. Und so sollte es sein.

Und die 6 Musiker, die sich auf mein Geheiß jetzt MOLOCH nannten, erklommen die höchsten Berge des Waldviertels und stiegen in die tiefsten Keller, um meinen Auftrag zu erfüllen.

Mit ihrer schrägen Musik, der provokanten Bühnenshow und den witzig-bissigen Mundarttexten rissen sie die Menschen aus ihrer Eintönigkeit. Diese ließen ihre Hemmungen fallen und werden seither bei den MOLOCH-Konzerten regelmäßig gikali-hea.
 

 

Das war Anlaß für mich genug, um sie nocheinmal zu mir zu rufen:

Hawe d’Ehre, Bagasch! Ois leiwaund? Endlich hobz den Kombjuta-Musi-Schaß owedraht! Eich gheat de gaunze Wöd!

Seid gegrüßt, Ihr Getreuen! Ich danke Euch für Euren unermüdlichen Einsatz. Das Böse ist besiegt, zum Dank mache ich Euch die Erde untertan!

 

Und da sie noch nicht gestorben sind, geigen sie noch heute auf:

 

Da BIG FETT MAMA, da ROH-MÄN, da SCHITZL,

da MOTSCHI, de MARINAD und da N.D.B.

   

 

 

 

Das Moloch-Märchen: Herausgegeben von MOLOCH, 3542 Gföhl; erschienen im März 94, Neuauflage März 03; Idee: Moloch-Betriebsrat N.D.B.; Text: Moloch, Gestaltung: Schitzl u. Motschi, Nez-Auftritt: Motschi

 

Die sensationellen Fotos wurden geschossen von: K.

 

Die vollständige MOLOCH-Chronik gibt es hier.